Ich muss zugeben, dass ich etwas mit dem Case hadere. Insgesamt finde ich die Welt der Eurorack-Cases vollkommen überteuert. Wenn man mal z.B. mit einem grösseren Exemplar der IntelliJ Cases vergleicht. Was man hier bei Make Noise on top bekommt, ist schon relativ deutlich und vermutlich sogar (relativ gesehen) preislich angemessen. Das Versprechen, ein Case (nicht nur) für den Tour-Musiker zu sein wird gut eingelöst. Das Gehäuse ist ausreichend stabil ohne vollbestückt zu schwer zu werden. Allerdings würde ich es nach dem Gesamteindruck nicht wagen, wie im Werbevideo auf dem Ding herumzuspringen. Die Stromversorgung ist gegen Herausrutschen geschützt und durch den abgedichteten Koffer-Deckel kann man sein Setup voll gepatcht sicher transportieren. Zur Deckel-Problematik siehe Nachtrag.
Nun zu den ersten beiden Punkten, die mir, im Verhältnis zum Preis, sehr bitter aufgestossen sind:
1. Die Drehpunkte der Scharniere des Deckels waren bei mir mit Lack überzogen, so dass ich den Deckel nur mit Mühe abbekommen habe. Da ist erstmal Nachschleifen angesagt, damit das nicht so räudig funktioniert
2. Das ist ein Punkt, der mich auch bei allen anderen Cases, die sich in meinem Besitz befinden. Ich hatte bislang noch kein einziges Case, dass von Anfang an nicht verzogen ist! Ich weiss wirklich nicht, was dabei das Problem ist, ob das Stand der Technik ist, ob sich die Dinger beim Transport durch Temperaturunterschiede verziehen, ich weiss es nicht. Auf jeden Fall musste ich da immer Hand anlegen, in dem ich alle Schrauben gelöst habe, das Gehäuse auf einer absolut planen Oberfläche neu ausgerichtet habe und die Schrauben systematisch wieder festgezogen habe. Das Make Noise Gehäuse hat sich diesbezüglich besonders strubbelig angestellt. Das hat ohne Festzwingen auf der Werkbank gar nicht funktioniert.
Bei dem Preis erwarte ich tatsächlich etwas anderes, aber vielleicht bin ich diesbezüglich auch etwas zu empfindlich.
Die beiden nächsten Punkte haben mich etwas überrascht bis enttäuscht:
1. Ich benutze aus Überzeugung Befaco Knurlies, Standard 3mm. Ich hatte noch kein Case, wo die nicht gepasst hätten. Make Noise hat sich überlegt, dass 2.5mm aber schicker ist. Warum auch immer. Auf jeden Fall kam das Ding an und ich musste erstmal 2.5mm Knurlies nachbestellen. Hint an Thomann: Das wäre mal ein sachdienlicher Hinweis auf der Produktseite. Es gibt keine durchgängige Nutenleiste, sondern einzelne Nuten, die man sich entsprechend hinschieben muss. Immerhin scheinen es geradeso ausreichend viele zu sein.
2. Die Ausgangssektion hat zwei Line-Ausgänge (R/L) und einen Kopfhörer-Ausgang. Die Beschreibung der beiden Ausgänge in der Anleitung und deren Verwendung ist nicht so richtig gut gelungen. Sehr schade finde ich, dass nicht beide Ausgänge gleichzeitig verwendet werden können. Der Line-Ausgang hat Vorrang und mutet den Kopfhörer-Ausgang.
Jetzt habe ich viel gemeckert...aber trotz dieser Kritikpunkte ist das Case schon schick und macht Spass :-)
Nachtrag: Aufgrund einer anderen Bewertung habe ich mir die Deckel-Situation im Zusammenhang mit den Befaco Knurlies nochmal genauer angeschaut. Das Problem ist der Staubschutzrand, der einfach über die Blechkante drübergeschoben ist. Es ist mit den Knurlies tatsächlich verdammt knapp, aber zumindest bei mir passt es gerade so. Von Fall zu Fall kann man sich das noch etwas hinschieben/drücken. Das sollte aber m.E. nicht so sein und ist nicht gut durchdacht. Ich gebe aufgrund dessen leider keine Empfehlung für meine heissgeliebten Knurlies mit diesem Case, wenn man den Deckel benutzen will und die Staubschutzdichtung nicht komplett entfernen möchte.
Problematisch ist in meinem Fall sogar eher noch das ein oder andere Modul, an dem die Klinkenbuchsen oder sogar Fader mit dem Staubschutz kollidieren. Ich habe aufgrund dessen einen weiteren Stern bei der Verarbeitung abgezogen (von 3 auf 2).