Auch Menschen in Südostasien können perfekte Gitarren bauen - wenn man sie denn lässt. Bei Epiphone scheint der Markeninhaber Gibson den preislichen Abstand zu den teureren Gibson Gitarren durch bewusste geringe Qualitätseinbußen rechtfertigen zu wollen. Die gelieferte Gitarre bestätigt diesen Eindruck:
- Die Schallöcher sind etwas rauh gearbeitet
- Das Epiphone Zeichen auf dem Schlagbrett ist schlecht aufgeklebt und fällt ab.
- In der Produktabbildung aber auch in einem Ladengeschäft habe ich dieses Gitarrenmodell in der Farbe blau gesehen. Die gelieferte Gitarre ist stattdessen blaugrün. Sieht auch gut aus, aber so habe ich es nicht bestellt.
- Thomann lieferte zwar prompt, doch die Gitarre kam leicht verschmutzt (Lagerspuren) bei mir an und die Saiten waren wohl noch nie gestimmt worden. Bekommt man kein Setup, wenn man bei Thomann eine Gitarre bestellt?
Genug gemeckert, zu den weiteren Eigenschaften: Mit der Swingster wildert Epiphone in den Gretsch-Gefilden. Die als "Swingbucker" bezeichneten Tonabnehmer klingen sehr nach Filtertrons und sehen auch so aus. Einen richtig voluminösen Jazz-Sound konnte ich ihr daher nicht entlocken, dafür ist sie wohl nicht gedacht.
Ein Vorteil ggü. der Konkurrenz ist natürlich die Split-Funktion der Tonabnehmer. Die ist kein herkömmliches Coil-Split, bei der die zweite Spulenreihe des Humbuckers abgeschaltet wird. Die zweite Spulenreihe wird stattdessen anders geschaltet. Parallel? In Reihe? Keine Ahnung, jedenfalls nicht mehr gegenphasig. Dies soll den Nachteil der geringeren Lautstärke in der Split-Position ausgleichen. Das tut es auch, allerdings ist bei der Swingster in der "Split"position die Lautstärke nun etwas höher als in der Standardposition. So geschaltet liefert der Tonabnehmer an der Brücke erfreulichen Twang.
Statt mit dem üblichen, fest verbauten geraden Hebel ist das Bigsby-Tremolo mit dem kurzen "Chet Atkins" Hebel ausgerüstet - ein Wink an die Freunde des Fingerstyles? Dieser steckt in einer Hülse und wird dort mittels eines winzigen Inbus festgeklemmt. Genial, je nachdem, wie ich den einstecke kann ich den Winkel des Vorderteils des Hebels variieren - entweder parallel zu den Saiten oder als Haken nach oben gebogen. Zudem sind weitere Hebel beschaffbar: es gibt im Ersatzteilmarkt noch einen etwas längeren "Chet Atkins" Hebel sowie den von Merle Travis verwendeten riesigen gebogenen Haken. Schön, dass man noch etwas verändern kann!
Epiphone installiert Grover-Mechaniken. Die sind leichtgängig und ich finde sie hochwertig.
Ich werde mich mal erkundigen, ob sich der Halstonabnehmer vielleicht durch einen Humbucker mit einem jazzigeren Sound ersetzen lässt. Dann wäre die Swingster wirklich eine sehr variable Gitarre.
Ich denke, trotz meiner Kritik war es ein guter Kauf. Wegen der Farbvariation würde ich aber bei Kaufinteresse empfehlen, sich das konkrete Instrument im Laden anzuschauen.