Wer sich für das 2019er Modell entscheidet, muß tief in die Tasche greifen.
Die J-45 Standard kostet jetzt knapp 500,- Euro mehr als das Vorgängermodell. Das entspricht einer satten Preissteigerung von weit über 20%. Stellt sich die Frage: Was hat sich gegenüber dem 2018er Modell geändert? -Nichts-.
Zumindest konnte ich beim Vergleich der Specs. keine Veränderung (Bitte um Korrektur, wenn ich hier falsch liege) feststellen. Doch dies nur vorneweg.
Die Klampfe kommt in der mittlerweile zum gewohnten (hohen) Standard gewordenen Thomann Verpackung als Karton im Karton.
Darin befindet sich die Gitarre im Formkoffer nochmals geschützt durch entsprechende Elemente. Der braune Koffer mit dem schicken Gibson Logo ist wie üblich made in Canada. Er wirkt hochwertig, die Gitarre sitzt satt und geschützt im Gehäuse.
Die Verarbeitung der J-45 würde ich mal insgesamt als in Ordnung bezeichnen. Decken- und Bodenbindings sind sauber eingelassen. Am Übergang vom Sattel zur Kopfplatte befanden sich noch Rückstände von weissem (polier?) Schmand, die sich leicht mit einem Tuch entfernen ließen. Die Abdeckung zum Einstellen des Halsstabes ist minimal aus der Mitte versetzt, was nur beim nachmessen oder sehr genauem hinschauen auffällt. Die Hochglanzlackierung ist einwandfrei. Sie überzieht auch das Palisander Griffbrett an den Seiten. Die Standard Bünde sind komplett makellos in das Griffbrett eingelassen und zu den Enden sauber abgeschliffen. Hier stört absolut nichts. Die zweiteilige Sitka Fichtendecke weist hinter dem Steg am Korpus eine leichte Verdichtung der Jahresringe auf ca. 8cm Breite auf. Im Custom Shop wäre die Decke wegen der Unregelmässigkeit sicherlich nicht zur Verwendung gekommen. Für mich macht es die Gitarre dadurch unique.
Zur Verwendung kommt ein 12er 80/20 Bronze Wound Satz Saiten, natürlich auch von Gibson.
Spieltechnisch ist die Gitarre für mich eine Offenbarung. Akustisch, sowie verstärkt.
Die Werkseinstellungen - action, relief - lassen ein ermüdungsfreies Spiel auch in den höheren Lagen über längere Zeit zu. Dazu trägt mit Sicherheit auch die etwas kürzere Mensur von 632mm zu. Dynamik , Ansprechverhalten und Sustain beim Strumming oder Finger Picking sind erstklassig. Hier kommt echte Spielfreude auf. Achtung Suchtgefahr! Ich empfehle einfach mal bei YouTube reinzuschauen. Für meine Begriffe kommt die Gitarre noch brillanter rüber, als auf den diversen Videos.
Im verstärkten Spiel leistet der L.R.Baggs Element VTC ganze Arbeit. Egal ob über den Street Cube oder Bose L1 abgenommen, das Ergebnis ist für mich immer überzeugend. Die Lebensdauer der unauffällig im Inneren der J-45 angebrachten 9V Batterie wird mit 1000 Stunden angegeben. Sagen wir mal ein Jahr, um dies in einen Kontext zu bringen. Die kleinen Lautstärke- und Tonregler sind unauffällig innen am Schalloch angebracht. Man findet sich jedoch auch auf dunkleren Bühnen schnell zurecht. Nach vorn gedreht lauter bzw. mehr Höhen, nach hinten leiser bzw. weniger Presence. Zudem rastet der Tonregler in der Neutralstellung mittig ein, was enorm hilfreich ist. Er ist äusserst effektiv.
Fazit:
Wer bereit ist entsprechend tief in die Tasche zu greifen bekommt eine Gitarre mit Kultpotential und wird weder spiel- noch tontechnisch enttäuscht. Aus persönlichen Gründen habe ich mich für das teure 2019er Modell entschieden. Diejenigen, die jedoch generell mit einer J-45 liebäugeln, können durchaus auch das 2018 Modell in Erwägung ziehen, solange es der Markt noch hergibt.
Plus:
Klassische Optik, Design
Klang, Sustain, Ansprache, Dynamik (verstärkt und akustisch)
Bespielbarkeit und Handling
Tonabnehmer
Geringes Gewicht
Minus:
Hoher Preis