Die Bewertungen für das Royer Labs R-121 beziehen sich überwiegend auf die Abnahme von Gitarren-Amps. Für diese und andere hochpegelige Schallquellen muss man nicht zur deutlich teureren aktiven Variante R-122 MkII greifen. Ich setze das R-122 MKII für Orchesteraufnahmen ein und es war mir wichtig, dass es sich in das Setup für meist kleinkapselige Studio-Kondensator-Mikrophone einfügt. Der Einsatz eines höherwertigen Vorverstärkers, den das R-121 bei geringen Schallpegeln benötigt, und die Abschaltung der Phantomspeisung wären nicht sehr praxisgerecht. Was Transparenz, Zeichnung und Impulstreue angeht, spielt das Royer Labs R-122 MKII in der absoluten Spitzenliga von Schoeps, Sennheiser oder Neumann Kleinmembran-Kondensatormikrophonen. Nun wird dieser Mikrophongruppe mit ihrer großen Neutralität mitunter eine gewisse Kühle und Nüchternheit nachgesagt. Diese Gefahr besteht beim R-122 MKII nicht. Zu den gewünschten Eigenschaften eines offenen und analytischen Klangbildes kommt eine Wärme und Grundtönigkeit hinzu, die den Charakter der Instrumente sehr wünschenswert fördert. Der Einsatz als Stützmikrophon bei Holzbläser-, Blechbläser- oder Streichergruppen macht das schnell deutlich. Die Eigenschaft, Instrumente nicht nur abzubilden sondern zu unterstützen, prädestiniert das R-122 MKII auch zum Solistenmikrophon. Für diese Aufgabe würde man wahrscheinlich kein Exemplar der genannten Mikrophongruppe wählen.
Die früher berechtigten Zweifel an der Robustheit von Bändchenmikrophonen scheint Royer ultimativ zerstreut zu haben. Die schaltbare 15 dB Dämpfung und der Hochpass machen das R-122 MKII auch für Amps und andere Nahbesprechungen geeignet. Haptik und Verarbeitung sind makellos. Für den kompromisslosen Einsatz dieses exzellenten Mikrophons bietet sich die Investition in die elastische Aufhängung Royer Labs RSM-SS1 an. Der richtige Einsatz der Acht-Richtcharakteristik ist sowohl Aufgabe wie erweiterte Möglichkeit.
Fazit: Ein Traummikro für alle, die an Klangidealen arbeiten.