Ausgangssituation:
Ich war wiedermal bei Thomann. Diesmal um eine Ludwig Superphonic (gehämmerter Alu Kessel -> eine andere Supraphonic 14x6,5 war grad nicht da) bes. im vgl. zur neuen Kompressor Linie von Sonor (eigentlich bes. Aluversionen) zu testen. Ich habe bereits eine sehr gute Phonic 14" x 5,5" Stahlsnare von Sonor, die z.B. was Teppichansprache angeht herausragend ist und die man als sehr gute Allroundsnare bezeichnen kann. Diese diente für mich als Referenz in Klangqualität und Ansprechverhalten, wobei sich der Klang der neuen Snare insofern unterscheiden sollte, dass diese noch etwas mehr "Bauch" hat ohne dabei "patschig" oder "träge" zu klingen.
Kurzes Fazit:
Wer eine Rocksnare a la Ludwig Supraphonic 14 x 6,5" sucht kann genauso gut die Sonor 14" x 6,5" Kompressor Steel SD nehmen, und bekommt eine klanglich locker ebenbürtige Snare mit einer besseren Snare-Abhebung. Die Sonor Snare-Abhebung ist solider Standard nicht mehr und nicht weniger und definitiv besser als die der Ludwig Supraphonic. Zudem laufen die Stimmschrauben bei der Sonor deutlich angenehmer als bei Ludwig.
Die Sonor hat etwas mehr Obertöne und klingt etwas spritziger als die Ludwig. Die Sonor hat aber auch etwas mehr Bauch. Teppichansprache ist bei beiden sehr gut. Ich habe die Sonor 14"x6,5" Kompressor Steel SD im Vergleich zur Ludwig LM402K Supra Phonic Snare.
Falls man etwas weniger Obertöne möchte, lässt sich das ganz leicht steuern indem man etwas Moongel auf den Rand des Fells legt/klebt (-> Richtung Mitte = mehr Dämpfung -> Richtung Rand = weniger Dämpfung - zur Not das Moongel kleiner schneiden).
Aber die Dämpfung braucht man gar nicht unbedingt wenn man brauchbare Ohren hat und passabel stimmen kann. Der Rest ist dann Geschmacksache. Das gilt für beide Snares.
Getestet habe ich in mittlerer und bes. in mittelhoher Stimmung wo mir beide Snares am besten gefallen haben. Das Resonanzfell war dabei bei beiden rel. hoch gestimmt (etwas höher als das Schlagfell). Interessanterweise kommt dieses gewisse "Bauchelement bei fast allen Snares deutlicher zum tragen, wenn das Resonanzfell rel. straff gespannt ist), auch wenn man es umgekehrt vermuten würde. Die Ludwig ist eine wirklich tolle Snare aber halt auch über 600,- Euro teurer bei "so naja" Ausstattung (Snareabhebung) und Verarbeitung (rel. Schwergängigkeit von Stimmschrauben -> verstimmt sich trotzdem schnell)
Ich habe außerdem die beiden Snares noch vielen weiteren Snares verglichen, wovon ich nur die folgenden nenne, die sich "behauptet" haben bzw. mir in Erinnerung blieben:
- Sonor 14"x6,5" Kompressor Alu. Snare
sehr gut - Geschmacksfrage -> deutlich teurer - als Stahlversion, ähnlich, etwas weniger Obertöne und Attack
- Sonor 14"x08" Kompressor Alu. Snare
noch mehr Bauch, tolle Snare-Ansprache auch in pp Spielweise trotz der Tiefe, Obertöne noch etwas kontrollierter als bei der SupraPhonic. Tolle snare rel. tief, dabei spritzig und agil. Die blieb auf jeden Fall in Erinnerung. Guter Attack.
- Sonor 14"x6,5" Kompressor Brass SD
interessant und tolle Snare habe ich aber nicht so ausführlich getestet, da mich die Stahlversion beim ersten Eindruck etwas mehr ansprach.
- Pearl 14"x6,5" Sensitone Aluminium
gut aber def. nicht besser als die Sonor Stahl deshalb rel. schnell raus. Ich glaube etwas weniger Bauch dünner.
- Gretsch Drums 14"x6,5" Steve Ferrone Snare
die war wirklich lange im Rennen. Hat mit sehr gut gefallen, auch optisch ein Favorit. Unterschied zur Sonor Stahl wahr aber Geschmacksfrage weniger von besser oder schlechter und daher bei 200, Euro mehr dann doch raus.
- Yamaha Recording Custom 14"x6,5" Alu.
gute Allroundsnare, aber nicht das was ich suchte
- Pearl IP1465 Ian Paice Signature Snare Drum
tolle Snare, mir aber den Preisunterschied zur Sonor Stahl nicht wert, da klanglich höchstens ebenbürtig.
Einordnung:
fast alle getesteten Snares sind, wenn man stimmen kann und etwas Geduld mitbringt, wirklich gute Snaredrums.
Die Unterschiede sind teilweise subtil und schwer in Worte zu fassen und natürlich ist es auch immer eine Geschmackfrage und daher ein "besser oder schlechter" meist nur auf Kriterien wie Teppichansprache oder Verarbeitung halbwegs objektiv anwendbar. Auch macht es einen großen Unterschied wo die eigene Hörposition im Vergleich zur Snare ist und wo sich die Snare im Raum befindet (Nähe zur Wand Ecke...). Da kann der Höreindruck bei der gleichen Snare in der selben Stimmung von bauchig und voll und crips bis dünn flach und leicht schrill reichen. Daher habe ich die "interessantesten" Snares auch am Drumset getestet und verglichen.
Fazit:
Ich habe mich im Laden letztlich nach ca. 2,5 Stunden Hörvergleich, mit einigen Hörpausen für die Sonor 14"x6,5" Kompressor Steel SD entschieden, weil sie eine wirklich toll klingende Snare ist, die auch relativ flexibel ist und dabei einfach das beste Preisleistungsverhältnis besitzt.
Die Verarbeitung ist gut, wobei die Snareabhebung nicht überragend aber auch nicht schlecht ist, funktionell auf jeden Fall in Ordnung und dem Preis angemessen.
Allerdings geht mir die Sonor 14"x08" Kompressor Alu. Snare, die etwa das doppelte kostet nicht aus dem Kopf, weshalb ich sie mir vermutlich noch bestellen werden und in Ruhe zu hause mit der Stahl 14 x 6,5 und der vorhandenen Sonor Phonic vergleichen werde.
