Das Angebot ist zweifelsohne verlockend: Mikrofon, Kabel, unschlagbarer Preis - der Anfänger, der da nicht zuschlägt, - doch halt: Man zahlt drauf. Leider.
Die Idee an sich ist ja nicht schlecht, aber der "echte Preis" ist zu hoch: Ein praktisch nicht verwendbares Kabel (Nachkauf 1 - wer kauft sich denn ein Mikrofonkabel mit einer unsymmetrischen Klinke?), eine Klemme, die nicht richtig hält und bei scharfer Betrachtung schon jetzt ihre Sollbruchstelle offenbart (Nachkauf 2 - thomann bietet selber Mikrofonklemmen unter dem Namen "the t.bone", gefertigt von König & Meyer, an, und die halten wirklich fest!) und ein Plastikkoffer, der zu groß, unhandlich und auch nicht gerade haltbar erscheint (Nachkauf 3 - ordentliche, kompakte Tasche mit einer Versandfolie drin ist viel praxistauglicher).
Zwischenfazit: Am falschen Ende gespart - denn der Mikrofonständer und der Poppschutz wollen auch noch gekauft werden.
Verarbeitung & Technik: Metallgehäuse, aber nicht ordentlich entkoppelt. Griffgeräusche sind unvermeidbar. Der grüne Gummiring als Schutz vor Bodenberührung geht als erstes verloren. Die Klemme sollte man ersetzen und das Kabel wegwerfen (der Einsatz eines Cordial-XLR-Kabels wirkte wahre Wunder!).
Klang: Im Auslieferungszustand rauscht es wie am Meer. Mit anderer Technik (wieder mal das Kabel!) und am guten Vorverstärker ist der Klang zunächst mal gar nicht so schlecht. Allerdings wirkt das Mikrofon gegenüber einem Sennheiser mittenlastiger, es fehlt an Transparenz und mitunter kann es sogar etwas dumpf wirken. Allerdings kommt es auf die Stimme an; helle Stimmen kommen besser damit klar als basslastige / sonore.
Spricht man dieses Mikrofon richtig an - soll heißen: Kann man damit umgehen -, dann ist es echt eine Alternative, zumindest aber eine Reserve.
Anfängern, Gästen, Interviewpartnern würde ich dieses Mikrofon niemals in die Hand geben. Es reagiert extrem empfindlich auf Abstands- und Winkelveränderungen beim Einsprechen. Ein Sennheiser ist da toleranter.
Und der Einsatz eines Poppschutzes ist bei dem Mikrofon zwingend erforderlich - selbst geübten Sprechern entlockt das Mikrofon hörbare Plosivlaute. Ausgesprochen unerfreulich.
Straßen- oder Bühnentauglich ist es nicht. Eine Alternative zum Headset für Internetradio-Moderatoren könnte es sein. Fehlt eigentlich nur noch der USB-Anschluss. Aber den setzt man ja wiederum bei den (für diesen Fall akustisch untauglichen) Großmembran-Mikrofonen ein. Wo bleibt das akzeptable dynamische USB-Mikrofon?
Ansonsten aber muss man dem Paket, so, wie es jetzt zusammengestellt ist, das Attribut "Lockvogel" verpassen. Schade drum - nachbessern wäre ein echter Gewinn. Sowohl für die Hausmarke als auch für den Kunden.
Und warum habe ich es nicht zurückgeschickt?
Um eine Atmo aus einem Live-Event hinzuzumischen (mit einer richtigen (!) Klemme auf einem Mikrofonstativ auf 2,50 m Höhe), ist es gut genug. Das Interview wird dann mit den anderen Mikrofonen geführt.
Mehr ist mir das Mikrofon, leider, nicht wert. Preis und Leistung eben.