Da ich berufsbedingt oft längere Zeit nicht zu Hause bin, hatte ich etwas zum Üben für unterwegs gesucht. Obwohl mein Yamaha NP-11 eher kompakt und leicht ist, so ist es doch ein Klotz am Bein, der eine Alternative forderte.
Nach einem missglückten Versuch mit dem Rollpiano Startone MKR-61 hatte ich zuerst mit einem Auge nach einem Instrument der Reface-Serie von Yamaha geschielt, doch die nur 37 Tasten schienen mir doch etwas zu wenig, und das Budget wäre auch zu stark strapaziert worden. So kam ich auf das Casio SA-76. Klar, der Kinderzimmer-Touch war nicht sehr verlockend. Aber als ich es ausgepackt hatte und die ersten Töne anschlug, war ich doch angenehm überrascht.
Zuerst die positiven Eindrücke: Der Klang kommt natürlich an ein anschlagdynamisches Keyboard mit gesampelten Sounds nicht heran, ist aber weitaus besser als bei billigen No-Name-Keyboards (ich habe einschlägige Erfahrungen mit einem grauenhaften "Funkey 61"). Das Rauschen des Kopfhörerausgangs ist nicht nennenswert. Der Laustärkeregler ist ein echter Schieberegler, so dass nicht wie bei den oft in dieser Preisklasse üblichen Doppeltastern jedesmal nach dem Einschalten die Lautstärke neu geregelt werden muss. Die Minitasten sind gut spielbar, der Wechsel zu normal großen Tasten hin und zurück ist kein gravierendes Problem.
Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten. Der Klang aus den Lautsprechern ist gerade noch erträglich, mehr aber auch nicht. Die Tuning-Funktion ist eher entbehrlich, wer will mit dem Casio schon in einem Ensemble spielen, das seine Instrumente nicht auf den gewöhnlichen Kammerton stimmen kann oder will...? Stattdessen wäre eine Oktavtransponierung manchmal hilfreich. Die gibt es zwar, aber eben nicht explizit, sondern nur basierend auf dem eingestellten Sound (z.B. E-Bass). Der Schnellumschalter für Flügel-/Orgelklang ist fest belegt, besser wäre, wenn man sich zwei Klänge aussuchen könnte. Der Pianosound ist ganz passabel, aber der Orgelsound Nr. 16 eher nicht.
Alles in allem ist es doch deutlich mehr als ein Kinderspielzeug. Die 44 Tasten sind für viele Sachen ausreichend (für Chopin und Liszt allerdings eher nicht). Insbesondere einige der Orgelsounds und die Synthesizerklänge sind soweit ausgereift, dass man sich - über den Kopfhörerausgang und einen separaten Verstärker - auch einen echten Auftritt vor mehr als nur Wohnzimmerpublikum vorstellen könnte. Zum Üben taugt es allemal, auch wenn viele sicherlich die Anschlagdynamik vermissen werden. Deshalb rate auch ich davon ab, das Casio als alleiniges Instrument zu nutzen, wenn man wirklich Klavier spielen lernen will.