Der Engl VS macht allein optisch, mit Schlangenlederbezug und handgeschweißtem Stahlketten-Gitter an der Front, schon was her. Verarbeitung, wie bei Engl üblich: tip top.
Der Amp hat vier Kanäle Clean, Crunch, Lead 1 und Lead 2, wobei sich die Kanäle Clean und Crunch die Klangregelung Bass und Mitten teilen, aber jeder ein eigenes Treble-Poti hat. Kanal 3 und 4 haben eine gemeinsame Klangregelung Bass, Mids, Mid Voiced, Treble. Von den beiden Mittenreglern ist immer nur einer aktiv und kann per Fußschalter umgeschaltet werden. Durch die unterschiedlichen Ansatzfrequenzen (tiefe und hohe Mitten) hat man somit zwei Sounds pro Lead-Kanal zur Verfügung. Dann noch Presence und Depth-Punch die auf alle vier Kanäle wirken. Die beiden Master Volume, die FX-Loop und das Noise Gate sind ebenfalls fußschaltbar. Erwähnenswert: alle Potis lassen sich wirklich sahnig leicht drehen und sprechen gleichmäßig an.
Der Clean-Kanal ist, je nach Pickup, bis ca. 11 Uhr wirklich glasklar clean. Von funky bis bluesig ist alles drin. Die Zeiten, in denen Metal-Amps keinen guten Clean-Sound hatten, sind vorbei. Bei höherem Gain lässt sich der Kanal 1 auch zu Crunch überreden. Der Crunch-Kanal 2 klingt eher britisch und ist wirklich für leicht angezerrt
bis mittleres Gain gedacht. Im Lead 1 geht´s dann zur Sache. Mit viel Gefühl ist noch leichte Zerre möglich aber ab 9 Uhr wird´s dann derb. Der Rhythmussound ist richtig fett, mit nicht übertriebenem Tiefbass (für sowas gibt´s Bassisten) aber dafür umso mehr Tiefmitten bzw. Mitten. Ideal um sich im Bandgefüge durchzusetzen. Die Leadsounds sind tragend, sahnig weich, nicht so kratzig wie bei manch anderen Amps. Lead 1 hat das schnellere Gain, ideal für Stakkato-Riffs, schnelle Stops...
Lead 2 ist eher für schnelle, flüssige Sololäufe geeignet. Gain haben beide Kanäle mehr als genug. Macht vor allem Sinn, wenn man sehr leise spielt. Der Amp reagiert so auch in Zimmerlautstärke sehr schnell. Die Ansprache des Amps ist phänomenal. Hab schon einiges an Röhrenboliden gespielt, aber dieser Amp spielt fast von alleine. Schnelle, abgeblockte Riffs gehen genauso leicht von der Hand wie rasende Leads. Hier muss man nicht um den Ton kämpfen, es läuft einfach. Dabei klingt der Amp trotz wahnwitzigem Gain immer sauber. Auch bei mehrstimmigen Chords matscht hier nichts.
Das Noise Gate (nur für Kanal 3 und 4) lässt sich sehr fein regeln. Hat man den richtigen Ansprechpunkt gefunden, funktioniert es einwandfrei (eine saubere Saitenabdämpftechnik vorausgesetzt).
MIDI ist nicht on-board. Dazu braucht man das externe ENGL MIDI-Interface.
Alles in Allem ein vielseitiger Amp ohne Schnickschnack, der kinderleicht zu bedienen ist.