Erst bauten die Hersteller große Röhrenverstärker mit vielen Fähigkeiten, dann kamen die kleinen Röhrenverstärker mit wenig Fähigkeiten. Lange dauerte es, bis die Hersteller verstanden hatten, dass es auch Musiker gibt, die sich einen kleinen Verstärker wünschen, der aber ebenso flexibel sein soll wie ein großer.
So war ich sehr erfreut, endlich den Ironball in den Händen zu halten. Tragbar, verpackbar und so kraftvoll, dass er für alle(!) Anwendungen reicht.
Die vier Grundsounds gefallen mir sehr gut. Es wäre müßig, lange über den Sound zu philosophieren. Das ist Geschmacksache und das sollte jeder selbst testen.
Zu Erwähnen ist, dass man den Crunch Kanal (also Clean boost) super nutzen kann, um vollständig Clean zu spielen und allein durch den Anschlag eine Portion Verzerrung und Biss dazusteuern kann. Das macht wirklich Spaß.
Im Lead Kanal stehen ordentliche Gain Reserven zur Verfügung, wobei man sagen muss, dass der Amp dabei nie steril klingt. Es bleibt immer rockig fett, mit einem ordentlichen Schuss Wärme.
Der gemeinsame Equalizer stört nicht, man findet immer eine gute Anpassung zwischen den Kanälen. Dafür dass der EQ passiv ist, kann er trotzdem merklich in das Geschehen eingreifen, wenn man es für notwendig hält.
Die Powerbrake ist ein tolles Feature, um den Amp in gemäßigten Lautstärken zu betreiben und den Vorteil der Endstufenzerrung zu genießen, denn voll losgelassen zeigen die 18 Watt schnell, wo der Frosch die Locken hat. Man muss allerdings sagen, dass die Powerbrake den Amp nicht nur leiser macht, sondern ihm auch etwas die "Breite" nimmt.
Man bekommt die Endstufenzerrung nicht ganz umsonst, sondern man verliert auch etwas an Sound. Alles in allem aber ein sinnvolles Feature. Die Bedienungsanleitung sollte man sich allerdings im nüchternen Zustand durchlesen, weil man den Verstärker auch schnell mal kaputt machen kann, wenn man die Powerbrake falsch benutzt.
Was bleibt noch? Ok, die zweite Masterlautstärke ist nett, kann man gut gebrauchen und der eingebaute Hall klingt auch ganz gut, nicht perfekt, aber deutlich besser als die meisten Federhallsysteme.
Was gibt es an negativen Dingen? Man hätte den Amp, wie zum Beispiel den Tubemeister, etwas idiotensicherer machen können, so dass man sich im Bühnenalltag keine Gedanken darüber machen muss, ob ich gerade alles richtig angeschlossen habe, damit ich die Powerbrake benutzen "darf". Weiterhin wäre es nett gewesen, nicht nur den Hall sondern gleich auch den Effektweg schaltbar zu machen. Aber das sind Kleinigkeiten.
Ich benutze den Ironball mit der Gigmaster E110 oder als Stack mit zwei E112v. Beide
Varianten harmonieren gut mit dem Amp. Als Effekt gibt es nur das TC Flashback X4 eingeschliffen. Dieses wird über ein Behringer FCB1010 über Midi gesteuert, der auch gleichzeitig die Kanäle am Engl schaltet. Fertig ist das kleine Bühnensetup.
Preis ist für mich für die Leistung und Flexibilität vollkommen in Ordnung.