Ich gehe in dieser Rezension hauptsächlich auf technische Aspekte der Fishman AFX-Serie ein. Diese ist konzipiert für Leute, die ein zweikanaliges Instrument haben, also beispielsweise eine Gitarre mit eingebautem Pickup und Mikrofon, die getrennt herausgeführt sind, z.B. über eine Stereobuchse. Fishman gehört zu den Pionieren dieser Konzeption und hat dafür schon in den 90er Jahren den Fishman Blender herausgebracht. Ich habe mir aus der AFX Serie als erstes den Blender, den Looper und das Reverb besorgt. Bis auf den Blender sind alle Geräte der Serie digital aufgebaut und beinhalten im Prinzip das gleiche Logic Board mit einem Mikroprozessor, lediglich mit unterschiedlichen Bedienungselementen bestückt. Auch die Platine mit den analogen Ein- und Ausgängen und der Stromversorgung ist identisch.
Dieses digitale Konzept hat Vor- und Nachteile. Während beim Looper und Effektgeräten wie Delay und Reverb die Vorteile klar überwiegen, hat ein digitaler EQ den Nachteil der Latenz, sofern darin nicht ein sehr schneller DSP verbaut ist. Das wurde mir klar, als ich bei Aufnahmen mit dem Fishman EQ Phasenverschiebungen zwischen dem Pickup-Signal und dem Mikrofonsignal der Gitarre feststellen musste. Diese traten nicht auf bei meinem früheren Setup mit dem originalen analogen Fishman ProEQ aus den 1990er Jahren. Also nahm ich die beiden Fischmänner ins Elektroniklabor und machte einige Messungen mit dem Oszilloskop.
Dabei stellte sich heraus, dass der AFX-EQ eine Latenz von ungefähr 0,84 Millisekunden aufweist. Das erscheint gering, bedeutet aber, dass die laufzeitbedingte Phasenverschiebung am Ausgang 180 Grad beträgt bei einer Frequenz von ungefähr 600 Hz. Wenn das Pickup-Signal durch den digitalen EQ läuft und das interne Mikrofon der Gitarre direkt ins Pult geht, kommt es bei also bei dieser Frequenz zu einer Auslöschung. Analoge EQs wie der alte Fishman ProEQ haben hingegen keine Latenz. Zum Vergleich nahm ich noch den ebenfalls digitalen BOSS EQ-200 ins Labor und siehe da, dieser verzögert das Signal nur um ca. 0,2 Millisekunden, ist also rund viermal so schnell wie der Fishman. Hier liegen die Phasenauslöschungen also bei viermal höheren Frequenzen, wo sie nicht so stören.
Auch sonst hat Fishman die Möglichkeiten, die sich aus dem digitalen Konzept ergeben, beim AFX-EQ nicht genutzt. So gibt es zum Beispiel keine Speichermöglichkeit für EQ-Einstellungen verschiedener Instrumente wie beim BOSS. Das könnte man verschmerzen, wenn die EQ-Einstellungen mit den winzigen Fadern wenigstens leicht vonstatten gehen würden. Das ist leider nicht der Fall, denn gerade die niedrigen EQ-Werte um den Nullpunkt herum (der in der Fader-Mitte liegt), sind sehr kritisch. Da macht ein Millimeter schon viel aus. Man braucht Feingefühl und eine ruhige Hand, die man auf der Bühne vielleicht nicht immer hat. Das hat BOSS beim EQ-200 besser gemacht durch eine Regelkurve mit geringerer Steigung in der kritischen Zone um den Nullpunkt.
Fazit: Bei dem AFX EQ zieht Fishman den Kürzeren. Er ist der klare Verlierer beim Vergleich mit dem BOSS, der zwei EQ-Kanäle hat und damit zwei AFX EQs ersetzen kann, wobei man sogar noch etwas Geld spart. Außerdem sind alle Einstellungen speicherbar und die Latenz beträgt nur 0,2 ms. Phasenauslöschungen infolge Latenz treten beim BOSS gar nicht auf, wenn man Pickup und Mikrofon gleichzeitig durch die beiden EQ-Kanäle leitet. Nicht zuletzt läuft der BOSS auch auf Batterie und hat 10 EQ-Bänder mit einem informativen Display statt nur 5 ohne Display bei Fishman. Was den Platzbedarf auf dem Board betrifft, so liegen die Anschlüsse bei BOSS hinten und bei Fishman seitlich, sodass 2 AFX-Pedale ungefähr so breit sind wie der BOSS. Was letztendlich aber beim Fishman aus meiner Sicht zur Abwertung führt ist die Tatsache, dass gerade bei der zweikanaligen Nutzung des AFX-EQ (Pickup und Mikrofon) mit Klangbeeinträchtigungen durch die latenzbedingte Phasenverschiebung zu rechnen ist.