Die Applikatur macht einen sehr soliden Eindruck, kein Spiel (bis auf ein bisschen im Mechanismus der Oktavklappe). Allerdings wirkt das ganze auch sehr grobschlächtig, wie Schwermaschinenbau im Vergleich zu den filigranen japanischen Instrumenten. Aber dafür ist Keilwerth ja bekannt. Schwarze Polster (Känguru?). Der Korpus ist roh und klar überlackiert. Man sieht wüste Lötflecken entlang der kompletten Naht auf der Rückseite sowie mehrere schwarze oder helle Flecken. Für mich ist das extrem schlampige Arbeit, wie ich sie noch nie gesehen habe. Eine Zumutung.
Das Instrument ist nicht schwer, was bei einem geraden Sopran sehr wichtig ist. Die Greifbarkeit allerdings sehr gewöhnungsbedürftig! Die Drücker (Abalone?) und die Palmkeys sind sehr rutschig und so angeordnet, dass ich das Instrument schwer halten kann (trotz Gurt). Die linken Palmkeys sind mittels mitgeliefertem Schraubenschlüssel verstellbar. Die Höhe konnte ich nicht verstellen, aber den f"'-Drücker etwas nach außen drehen. Trotzdem ist er immer noch gefährlich nahe am a-Drücker für den linken Mittelfinger. Das Rollen mit den kleinen Fingern geht OK, aber nicht super. Und ich habe lange Finger. Für kleine Hände wohl nicht gut geeignet.
Die Ansprache ist insgesamt gut, auch in den Palmkeys. Die ganz tiefen Töne sprachen schwer an (Undichtigkeiten?)
Den Klang finde ich durchaus schön: kräftig, dunkel, charaktervoll. Die tiefsten Töne leise zu spielen war schwer (siehe Ansprache).
Die Intonation ist bis auf einige Ausreißertöne durchaus OK, auch die Palmkeys nicht schlechter als bei den meisten anderen Sopranen. Ganz schlecht: das c"' im Normalgriff (-20 ct.). Mit Seitenklappe gut. Schlecht das b' und b" mit dem Griff der beiden Zeigefinger (viel zu tief) und das cis"' als überblasenes cis" (+ 15 ct.). Aber das sind "Nebengriffe".
Der Koffer ist semi-soft, sehr stabil, aber mit Reißverschluss (dem ich prinzipiell misstraue). Eine Außentasche mit Tragegurt. Innen nicht genau ausgeformt und sehr wenig Platz für Zubehör (kein fixierter Platz fürs Mundstück). Es gibt einen Saxgurt aus Leder mit absurd großem Karabiner, aber (trotz des extrem hohen Preises) keine Wischtücher. Es gibt ein Kunststoff-Mundstück 6* (vermutlich von ESM), das ich nicht wirklich probiert habe (ich habe mit meinem vertrauten Mundstück und Blatt getestet).
Das Aussehen ist natürlich Geschmackssache. Im Prinzip wird der Look vom Vintage Tenor aufgegriffen. Mir gefällt das grobschlächtige Zweifarbige nicht und ich finde die sichtbaren Lötspuren fürchterlich abstoßend. Das hat auch mit Vintage nichts zu tun, sondern mit Schlampigkeit.