Was haben KMA da für ein geniales Pedal abgeliefert!
Ich hatte vorher schon den Wurm, der ja an und für sich ein guter HM-2 Klon ist, aber im Grunde nur einen bis eineinhalb Sounds kann. Kettensäge und dreckiges High Gain.
Ganz anders hier beim Guardian of the Wurm.
Wo soll ich anfangen? Am besten beim Clipping Wahlschalter. Ein Problem des HM-2 Sounds war für mich schon immer der arg künstliche Charakter des Zerrsounds. Alles klingt etwas gepresst und vor allem bar jeglicher Dynamik. Mit den beiden Clipping Alternativen (Asymmetrisch Silizium und ohne Clipping) kann das Pedal plötzlich atmen und brüllen, wo vorher nur ein heiseres Raspeln war. Mir gefällt vor allem der asymmetrische Modus sehr gut, aber auch "ohne" Clipping wird noch genug gezerrt, ist also nicht nur für Bass gut, wie in der Werbung für das Pedal oft betont wird.
Fantastisch für Soundtüftler sind auch die frei zugänglichen Frequenz-Poti der vier EQ-Bänder. Diese waren beim Wurm noch als mini Potis auf der Innenseite des Pedals ausgelegt. Jetzt sind sie an die Oberfläche gekommen und sorgen für schier endlose Klangwelten im Handumdrehen. Besonders im Mittenspektrum kann man da echt viel machen, vor allem, weil sich Hoch- und Tiefmitten im Spektrum sogar überschneiden. Wer dann noch ein zusätzliches Mittenband haben will, stellt am EQ-Style Schalter einfach auf beide Schaltkreise und hat dann auf den Hochmitten die Frequenz des HM-2 fix, kann aber mit dem Frequenz-Poti quasi ein zweites Hochmitten Band daneben "aufmachen". Schwer zu erklären, die Homepage des Herstellers hilft da weiter.
Das fantastischste Werkzeug auf dem Pedal ist aber definitiv der Blend-Regler. Damit kann das Clean-Signal beigemischt werden und das wirkt Wunder! Hier will ich noch einmal kurz auf die Dynamik zurückkommen, die ich Eingangs erwähnt hatte. Viele Verzerrer, und da ist der Wurm eben keine Ausnahme, klingen weniger wuchtig als der Amp alleine. Beschäftigt man sich mit der Thematik Distortion vs. Overdrive, kommt man deshalb unweigerlich an den Punkt wo der Satz fällt "am besten klingt immer noch der natürliche Overdrive des Amps". Das hat damit zu tun, dass die meisten Zerrpedale die Dynamik des Amps schlucken und der Amp-Sound nicht mehr "atmen kann". Die Verzerrung des Pedals klingt "künstlich". Mit dem Blend-Regler kann ich das umgehen, indem ich den Amp mit zusätzlichem Clean-Signal füttere. So etwa ab 13 Uhr hat man dann das Klangvolumen des Verstärkers, plus die Säge oder eben klangliche Vielfalt des Pedals. Großartig!
Am wenigsten glorreich ist beim Guardian ausgerechnet der Guardian selbst, also das Gate. Das funktioniert zwar ganz hervorragend und ist wirklich irre schnell, aber wenn ich es so weit aufdrehe, dass die Säge nicht mehr von selbst quietscht und kreischt, kommt auch mein Gitarren-Signal fast nicht mehr durch. Das hängt aber sicherlich auch stark vom Druck der Tonabnehmer ab, meine sind eher weniger Hot. Außerdem muss man den Guardian ja auch nicht immer auf Anschlag drehen und hat dann auch so fast keine Störgeräusche. Toll wiederum ist, dass das Gate und der Wurm separat geschaltet werden können. Das Gate kann damit auch solo genutzt werden.
Apropos Schalten, der Guardian hat Soft-Switches und ich finds gut.
Fazit: Ein zugegeben nicht ganz billiges Pedal, das aber den Aufpreis vom Wurm mehr als Wert ist. Aus dem sehr guten HM-2 Klon wird so eine veritable Soundmaschine die weit mehr kann als nur Kettensäge.