Nachtrag vom 19. 2. 2022, daher ist diese Bewertung die aktuelle:
Seit meiner Studienzeit in den frühen 80er Jahren kenne ich die FM-Synthese und kenne auch ihre mathematischen Grundlagen (Bessel-Funktionen). Dieses Wissen macht musikalisch natürlich keinen Sinn, hilft aber beim theoretischen Verständnis der FM-Synthese.
Ich begrüße den KODAMO schon deshelb, weil er die mathematischen Hürden wegnimmt und weil er auch die großen Schwierigkeiten meines ersten FM-Synthesizers, des DX7 von Yamaha, (Folientastatur, unbeleuchtetes Kleinstdisplay, komplexe Menüstrukturen) einfach endlich der Vergangenheit angehören lässt.
Ein wahnsinnig gutes großes Touchdisplay lässt den Nutzer sich in einer sehr systematisch geführten Bedienumgebung schnell zurechtfinden.
Die anfänglich etwas kryptisch anmutende Programmierung des Sequenzers zu lernen hat (vielleicht nur bei mir) etwas gedauert, das Konzept ist allerdings nicht unlogisch und eigentlich originell: Man kann regelrechte Klang- und Soundfeuerwerke vieler gemeinsam getriggerter Mikrosequenzen mit unterschiedlichen Sounds mit nur einer Midi-Taste abrufen. Das garantiert herrliche "Klangregenbögen", wenn man's braucht.
Der Synthesizer ist durch das tolle Display nahezu selbsterklärend, nur möchte ich darauf hinweisen, dass man bei der Bearbeitung eines Sounds erstens einen generellen Bildschirm erhält, auf dem auch LFO, Filter, Modulationsmatrix und Pan eingestellt werden können, der dann aber detaillierte Programmierdetails anbietet, wenn man einzelne Operatoren anwählt. (Hier kann es unter Umständen anfänglich Irritationen geben).
Die großartigen klanglichen Möglichkeiten der FM-Synthese werden diejenigen, die sich für diesen Synth entscheiden, mit Sicherheit kennen. So ein Teil kauft man nicht ohne Vorkenntnisse. Das, was dieser Synth mit seinen 300 (!) Stimmen und der Tatsache, dass man ihn auch als Bildschirm-programmierbaren Wave-Synth nutzen kann (Zeichne eine Wellenform auf dem Display und höre sie sofort!), macht ihn zu einem ganz herausragenden Werkzeug der digitalen Klangprogrammierung.
Wichtig: die 300 Stimmen können schnell verbraucht sein. Ein Patch aus 5 Klängen, 4-stimmig gespielt, geht schon manchmal knapp an die 200 Stimmen. Jeder Operator zählt als eigene Stimme! Schön, dass der Kodamo den Stimmenverbrauch jeweils aktuell anzeigt!
Toll auch, dass man den Audio-Output dieses Synths verlustfrei als digitale Datei auf einem (schnellen) Speichermedium festhalten kann. Der Studiofreak freut sich sicher auch über 8 analoge Ausgänge.
Einen Stern Abzug gibt es in Sachen Verarbeitung: die rutschhemmenden Gummis für den Tischeinsatz sind fallen dauernd ab. Ich musste mir für dieses Manko einen guten Kleber besorgen!
Ansonsten ist alles bislang SEHR GUT und die Hardware macht einen absolut professionellen Eindruck! Für Experimentierfreudige und Liebhaber der FM-Synthese eine absolute Empfehlung!