Als Königsweg für einen toll verzerrten Bass-Sound gilt auch heute noch oft: Man nehme einen cleanen Bass-Amp plus basslastige Box, einen verzerrten Gitarren-Amp inkl. etwas hellerem Lautsprecher, zwei Mikrophone und mische im Studio oder am Live-Mixer nach Gusto das gewünschte Zerrverhältnis zusammen. Egal, wie hoch man den Gitarren-Kanal dreht, dank des »sauberen« Kanals wird es immer nach Bass klingen. Das Problem dabei ist jedoch – man schleppt dann schnell 200+ kg Material mit sich herum. Hier setzt Orange mit dem Bass Butler an. Das Pedal verfolgt dasselbe Prinzip, verpackt in eine leicht zu bedienende, bezahlbare und überaus robuste Blechkiste.
Mit 1.3 kg ist der Bass Butler ein richtiger Klotz, der sich aber bei Bedarf auch auf kleinen Pedalboards gut integrieren lässt. Was man in diesem Einsatzbereich aber beachten muss: Der Bass Butler möchte in Sachen Stromversorgung den Plus-Pol innen haben, also anders rum als bei den meisten anderen Pedalen. Mit einer zentralen Stromversorgung braucht man also ein Zwischenkabel, das die Polarität dreht. Hier hat’s mit einem Truetone CS6 (18V-Ausgang) gut funktioniert. Ein passendes Netzteil liegt aber bei, falls es im wahrsten Sinne des Wortes klemmen sollte. Es wäre schön, wenn Orange auch ein passendes Adapterkabel für Netzteile von Drittherstellern beilegen würde.
Der Bass Butler hat keinen Bypass-Modus; der cleane (Bass-)Kanal ist immer an. Das Ding ist also funktional mehr Preamp-Box als Verzerrer-Kiste. Wer saubereren Orange-Sound wie z.B. von einem zurückhaltend eingestellten OB-1 mag, ist hier gut bedient. Wer allerdings starke Höhen oder Mitten-Regler und möglichst hohe Transparenz bei seinen Bass-Preamps wünscht, dürfte mit dem Bass Butler wenig glücklich werden.
Als reinen Effekt genutzt dürfte es am sinnvollsten sein, den »dirty« Kanal immer an zu lassen, nur zwischendurch bei Bedarf auszuschalten. Mit einem optionalen Expression-Pedal dreht man die Zerre einfach nach Bedarf ein bisserl hoch oder runter. »Hoch« geht dabei nicht in Noise-Core-Gefilde, aber bis so ca. Niveau Lemmy kommt man mit dem Bass Butler gut. Am anderen Ende des Zerr-Spektrums bekommt man einen angenehm warmen, knurrenden Sound, der an minimal übersteuerte Vollröhren-Amps erinnert. Dabei klingt die Kiste immer natürlich, mein Fretless blieb z.B. auch bei hohen Zerr-Einstellungen immer ein Bass und driftete nie in die Synth-Richtung ab, wie es bei mir mit vielen Fuzz- und OD-Pedalen der Fall war. Mit Bundbässen dreht der Bass Butler dann so richtig auf. »Aufdrehen« betrifft allerdings auch die Geräuschentwicklung – der dreckige Kanal ist bereits bei moderaten Gain-Einstellungen alles andere als rauschfrei. Halt so, wie man sich das von vielen (älteren) Gitarren-Amps her gewohnt ist.
Fazit: Wer seine Bass-Zerre lieber dreckig, druckvoll und »vintage« statt modern, nebengeräuschfrei und präzis-schneidend mag, sollte den Bass Butler mal probespielen. Und wegen den eingangs erwähnten 1.3 kg Lebendgewichts – mit Kompressor, Fuß-regelbarer Zerre, zwei Preamp-Kanälen und zwei XLR-Ausgängen kann der Bass Butler durchaus auch als einziges Allzweck-Pedal zum Einsatz kommen, womit das Geschleppe sich schnell relativiert.