Auspacken und staunen, dass man für den Preis ein so hochwertiges Instrument (angeblich handcrafted) bekommen kann. Die Verarbeitung ist tadellos, es ist kein noch so kleiner Mangel festzustellen.
Der schmale Hals kommt meinen Händen, die nicht besonders groß sind, sehr entgegen. Die Kopfplatte ziert das goldene Ortega-Logo, das dezenter und hochwertiger wirkt als ein kompletter Herstellername. An der Oberkante des Griffbretts sind zur Orientierungshilfe vom 3. bis zum 17. Bund kleine Dots eingelegt.
Der Schalllochring ist aus Palisander, eingerahmt von Perlmuttringen. Die Fichtendecke hat sehr enge Jahresringe, was auf eine gute Konsistenz hindeutet. (Fichte ist noch lange nicht gleich Fichte). Mit dem flachen 12-Loch-Steg wird das Auswechseln von Saiten fast zum Kinderspiel. Die Stegeinlage ist nach hinten abgerundet, was für mehr Saitenauflage und weniger Reibungswiderstand sorgt.
Die Saitenlage habe ich mit Hilfe des eingebauten Stahlstabes im 12. Bund bis auf 3 mm herunter bekommen, ohne dass etwas schnarrt oder scheppert. Auf der Rückseite der Gitarre sind zwar entgegen der Abbildung keine Bindings eingelegt, aber das für den Klang nicht maßgebend.
Da die Gitarre vom Konzept und der Bauart her (Tonabnehmer und Cutaway) auch für den Bühneneinsatz im Stehen geeignet ist, wurden die dafür erforderlichen Gurtpins (groß und vergoldet) gleich mitmontiert und ein Ortega-Stoffgurt mitgeliefert. Die neue Tonabnehmereinheit Magus pro ist relativ klein, aber handlich und übersichtlich gestaltet, so dass der Schwingungsverlust auf ein Minimum beschränkt ist. Der Tuner wurde (irgendwie interessant) in das Ortega-Logo eingearbeitet und arbeitet präzise. Das erforderliche Batteriefach wiederum befindet in der unteren Zarge in einer Einheit mit der Klinkenbuchse.
Der Klang ist erstaunlich voll und warm, obwohl immer behauptet wird, dass eine Fichtendecke erst nach ca. 100 Stunden richtig eingespielt ist. Das Tonabnehmersystem arbeitet präzise und gibt den Gitarrenklang bei Mittelstellung der Tonregler authentisch wieder, es sind zwischen den einzelnen Saiten keine hörbaren Lautstärkeunterschiede festzustellen.
Die Gitarre wird im Gigbag geliefert, ich hatte aber bereits einen Ortega-Koffer, in den sie exakt reinpasst.
Fazit: Eine gut gelungene, optisch sehr schöne Gitarre zu einem erstaunlich günstigen Preis. Sie kann mit weitaus teureren Instrumenten gut mithalten.
PS: Ich werde nicht von Ortega gesponsert. Eine Ortega in der gleichen Preisklasse, die zwar optisch sehr schön, aber klanglich weder unplugged noch verstärkt für mich zufriedenstellend war, habe ich mittlerweile verschenkt.
Man kann davon ausgehen, dass meine Bewertung relativ objektiv ist, da ich zum Vergleich 5 weitere Konzertgitarren besitze und mir als Gitarrenlehrer fast täglich einige Instrumente durch die Finger gehen.