Wenn man 20 Jahre lang über einem Gitarrengeschäft wohnt und unzählige vergebliche Versuche Sweet Child O Mine zu spielen, welche allesamt kläglich scheiterten miterleben musste, fängt man auch an sich über Plektren Gedanken zu machen.
Die Leute fahren eine Stunde lang in die große Stadt, sind überglücklich einen Parkplatz gefunden zu haben und stiefeln erwartungsfroh in die Halle der Glückseligkeit des Gitarrenladens ein. Dort bekommen sie erst einmal einen Kaffee in die Hand gedrückt, welcher nicht aus Gastfreundschaft gereicht wird, sondern aus reiner Notwehr, gepaart mit der Hoffnung, dass die Jubelbuben die Finger von den Instrumenten lassen.
Ich habe nie erlebt, dass das auch nur ansatzweise funktionert hätte.
Da die teuersten Gitarren immer oben hängen und die ganzen Amps davor stehen, widerum in der Hoffnung, dass keiner dran geht, werden im erst besten unbeachteten Moment wackelige Aktionen gestartet halb auf einem Boutique-Amp balancierend die 5.000,-- ? Axt aus der obersten Reihe zu fingern um dann auf das nächste Mysterium eines Gitarrenladens zu stoßen: Es gibt keine Klinkenkabel. Macht nichts, man fummelt einfach ein Boxenkabel aus einem Stack und scheitert dann an dem unauffindbaren Schalter, welcher die Stromversorgung denn freigeben möge.
Der Hüter des Grals gibt auf, stellt die Stromversorgung her und rückt ein Klinkenkabel raus.
Die Gürteldiskussion möge beginnen.
Endlich wird eingesehen, das der dekorative Nietengürtel und der Lack der Gitarre niemals Freunde werden und der 500 Watt 2x 4x 12 Stack
wird angeworfen um Sweet Child O Mine ein weiteres mal auf dem Altar der Talentbefreiung zu opfern.
Halt! Halt! Halt!
Etwas endscheidendes fehlt:
Das PLEKTRUM!
"Haste mal n Plek"
"Ne, musste kaufen"
Womit die Stimmung endgültig im Eimer wäre.
Es wird das dekorativ an der Halskette getragene metallene Pic of Destiny abgefriemelt und in einer Höllenlautstärke, aber in imposanter Haltung Geräusch abgesondert.
Der inzwischen kalt gewordene nur angenippte Kaffee fällt derweil Trittschall getrieben von der Theke.
Dass sich das gewünschte musikalische Ergebnis nicht einstellt, liegt wohl an dem Reverb des Amps und man nimmt Abstand vom Erwerb des selbigen.
Die Gitarre ist aber toll, man hat ja schließlich zu Hause die gleiche in schwarz vom Chinaböller, wo nebenbei bemerkt die Saitenlage auch viel besser ist und die Verkaufsbesaitung der Axt auch ganz gemein den Verbraucher in die Irre führt.
Dennoch entschließt sich unser Held zum Kauf eines hauchdünnen Polyamidplektrums für 70 cent.
Den Kratzer auf der Decke der Axt vom metallenen Pic of Destiny entdeckt der Hüter des Grals auch erst, als der nächste Kunde deswegen den Preis halbieren will.
Das alles wäre nicht geschehen, wenn man das hier angeboteten Plektrum im Vorfeld erworben hätte, denn es tönt gefällig.