Wie immer beim Beckenkauf hatte ich auch vom 18er Zultan Raw Jazz Ride drei Stück bestellt. Zwei waren verfügbar und beide ein Griff ins Klo. Die klanglichen Qualitäten beider Exemplare blieben um Längen hinter der optischen Schönheit der Becken zurück. Der Sound auf dem Produktvideo hatte mir sehr gut gefallen, andernfalls hätte ich nicht geordert. Gecrasht machten die beiden rohen Bronzeteller eine sehr sehr gute Figur, aber ich wollte ein gutes, erdiges, uriges RIDE mit Crashqualitäten. Der Ping ging noch in Ordnung, aber was da so unsauber und aufdringlich an Grundton und Wash daherwaberte, war kein Klang, bestenfalls Geräusch. Und das schaukelte sich sehr schnell hoch und klang unangenehm lange nach. Die Kuppe (im Video hat sie mir noch gefallen) klang wie sterbender Hund. Beide Becken waren tonal deutlich höher als das Ride im Video. Eines davon wirklich penetrant hoch. Entscheidend waren aber die üblen Dissonanzen. Das Ganze war um so bedauernswerter, als beide Kandidaten wirklich tadellos verarbeitet waren, was für Zultan Becken nicht selbstverständlich ist. Tip top entgratet, sauber zentriertes Loch, da gab`s wirklich nix zu meckern. Nur was nützt es? Ich will mir die Becken ja nicht als Wandschmuck ins Wohnzimmer hängen. Also retour.
Aber:
Manchmal wird warten belohnt. Der Nachzügler, welcher ein paar Wochen später eintraf und in den ich nicht mehr allzu viele Hoffnungen gesetzt hatte, ist klanglich ohne Fehl und Tadel. Sauberer Grundton, wunderbarer Wash, klarer Ping, trockener Ton, unaufdringliche Obertöne. Selbst die Glocke verdient ihren Namen zurecht. Grundton und Wash sind angenehm tief und warm. Mit leichten Stöckern - Tango Hornbeam von Rohema - kommt der Wash nur bis ca vier Zentimeter vom Rand. Danach wird es ziemlich trocken und man hört fast nur noch den Ping. Mit schwereren Sticks und ordentlich Schmackes rauscht es auch noch bis kurz vor der Glocke. Geritten gefällt mir dieses Schätzchen am besten, wenn man es (in Randnähe) mit schnellen Pattern ordentlich treibt. So liefert es klanglich einen wunderbaren Teppich. Das Schöne dabei ist, dass es sich stets kontrollieren lässt, egal ob geritten oder gecrasht. Da der Bronzeteller relativ dünn ist, spricht er sehr direkt an und lässt sich sehr dynamisch spielen. Die Bezeichnung Jazz Ride verdient dieser rohe 18 Zöller zurecht: Jazzer erwarten, dass ein Ride tadellos anzucrashen ist und dieses Zultan Becken ist ein astreines Crash-Ride. Das heisst nicht, dass es nur im Jazz zuhause ist. Als reines Crash passt es überall rein und es kann sogar richtig laut - wenn man will - und klingt dabei nicht schneidend. Der Ride-Sound ist für manchen vielleicht gewöhnungsbedürftig. Ist halt ein rohes Becken, kein klanglich-subtiler Feingeist. Aber es hat seinen eigenen Charakter und unterscheidet sich damit deutlich von anderen Becken, die man schon hängen hat und ist damit eine willkommene Bereicherung. Selbstredend macht es auch mit Rods und besonders mit Filzschlägeln eine hervorragende Figur. Die Jazzbesen benutzt man besser bei subtileren, obertonreicheren Becken.
Fazit:
Vorausgesetzt, ihr erwischt ein gutes Exemplar, bekommt ihr mit dem Zultan 18er Raw Jazz Ride ein sehr sehr gutes Crash- und eigenwilliges, charakterstarkes Ride Becken, welches stilistisch fast überall passen dürfte. Es klingt anders, wie alle RAW Becken. Wer sich drauf einlässt, wird es lieben!
Die Qualitäts- wie auch die Klangunterschiede sind bei handgedengelten Zultan-Tellern erheblich. (Beim dritten Exemplar ist wieder einmal mehr das Loch nicht zentriert.) Also bitte immer mehrere bestellen. Nochmal Schwein gehabt! Bin happy!
Allen, die mit der RAW Serie von Zultan liebäugeln, kann ich die beiden 15er HiHats und die Jazz Rides in 21 und 22 Zoll wärmstens empfehlen.
Zum Schluss noch ein dankeschön an Thomann, dafür, dass sie die bestehenden Zultan Serien durch weitere, attraktive Becken ergänzen und immer wieder neue Serien aus der Taufe heben. Große Klasse, weiter so!