Den 603 habe ich mir nach langer Überlegung insbesondere deshalb ausgesucht, weil er mit 3 sehr flexiblen Bandpass-Einheiten ausgestattet ist, welche sich umfangreich mit CV ansteuern lassen. Das bedeutet für mich ein sehr gut automatisierbares Werkzeug mit viel Klangformungspotential.
Letzteres steckt nicht nur in den drei Filtern, deren unabhängigen/ parallelen/ seriellen Betrieb oder dem Feedback (alias Resonanz), sondern auch in der Eingangsverstärkung zwischen x3 und x100. Hier wird gezerrt, gefuzzt und gewummert, was das Zeug hält.
Das Spiel mit den Phasen per Einheit ist natürlich ebenso ergebnisreich wie auch die Steuerung der je drei Elemente (Frequenz, Bandbreite, Level) - beispielsweise mit freilaufenden LFOs. Hier lässt sich auch durch den richtigen Einsatz von Hüllkurven ein dreifach VCA mit integriertem VCF umsetzen.
Zwar ist die Frequenz-Steuerung nicht so leicht auf musikalisches 1V/Oct zu stimmen, aber es ist möglich, was das Filter zu drei Sinus-Stimmen macht, sobald man die richtigen Einstellungen zur Selbstoszillation bringt.
Für das "Subgenre" Filterpinging ist der 603 mit Sicherheit königlich ausgestattet und erlaubt allerhand klassisches, aber auch mit viel Experimenten "unerforschte Pings".
Addac selbst beschreibt, dass das Modul am Ende einer Kette für kleine Bewegungen im Klang am liebsten eingesetzt wird - ich würde es aber nicht zu einem sanft beweglichen 3-Band-EQ ernennen, da hier doch deutlich markantere Eingriffe in Sounds möglich sind.
Ein Kritikpunkt ist die (vorallem) vertikale Nähe der Potis: Hier berührt man immer wieder versehentlich andere und verstellt sich teilweise sehr feinfühlig konfigurierte Settings. Schön wäre auch noch gewesen, wenn nicht nur die Inputs von links zu rechts normalisiert wären, sondern dann eben gleich auch noch die CV-Inputs der je drei Einheiten.
Generell ist letzteres aber mehr als zweitrangig für mich und ich kann den 603 gar nicht genug empfehlen, wenn jemand bereits das ein oder andere klassische auf Low- & Highpass getrimmte Filter besitzt und irgendwie noch mehr will. - Als "Erstfilter" würde ich das 603 nicht zwingend empfehlen, weil gerade die gängigen Bread-and-Butter-Filtertechniken hier mühsamer einzustellen sind.
Zum Abschluss: Der Bandpass in einem typischen Multimodefilter ist mit den Bandpass-Units des 603 nicht zu vergleichen, insbesondere zeichnet ihn hier die Einstellbarkeit der Bandwidth aus, aber auch der Switch zwischen 6db- oder 12db-Slope aus, undzwar individuell per Filter!