Vorne weg, ich bin kein Bässe-Sammler. Ich habe nach über 20 Jahren Dauerehe mit meinem Marleaux einfach mal Lust gehabt, was neues auszuprobieren und hab dann gleich auch noch den Schritt in Richtung Fretless mitgemacht, weil ich den irgendwie nie gemacht hatte. Von daher ist das eine Bewertung eines Menschen, der seit sehr langer Zeit kein nagelneues Instrument mehr in der Hand hatte und der live (vorerst (und vor allem nach Corona...)) weiterhin fretted spielen wird. Der Fretless ist für mich zum erweitern des Horizontes und der einen oder anderen Aufnahme gedacht.
Und der Eindruck nach ein paar Wochen im hin und wieder mal drauf rumdudeln Betrieb ist sehr positiv. Der Bass spielt sich schön, liegt gut in der Hand, hat dank des hohlen Korpusses auch ohne Verstärker genug Volumen, wenn man mal nur so spielen möchte.
Die Verarbeitung ist top, nichts rattert oder wackelt, alles so wie es sein soll. Ich hatte zu Beginn ein wenig Sorge, dass die H-Saite etwas zu tief liegt und nachjustiert werden will, damit sie nicht scheppert, aber als ich dann ein paar kleine Probeaufnahmen gemacht habe, war das kein Thema mehr.
Die Features sind bei einem Volumeregler und einem Klangregler natürlich sehr spärlich, aber das war für mich auch genau das, was ich wollte und tatsächlich kann man auch mit dem einen Regler und verschiedenen Spielweisen näher am Hals und näher an der Bridge usw. einiges an unterschiedlichen Sounds raus holen. Puristen werden ihre Freude haben, Soundtüftler und Knöpfchenliebhaber werden hier vielleicht eher an der Verstärkung schrauben müssen, wenn ihnen die Optionen nicht reichen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich wollte genau das.
Die eingearbeiteten Bundlinien, von denen ich mir etwas "Fretless-Hilfe" erhofft hatte, sind schwer zu erkennen und letztendlich keine große Orientierungshilfe, die Punkte oben auf dem Hals hingegen schon. Und bei ausreichender Beleuchtung kann man mit denen und den Linien schon ganz gut arbeiten. Was allerdings etwas verwirrt, ist die Tatsache, dass die Punkte auf dem Griffbrett an ihren Standardpositionen zwischen den Bünden bzw. den Bundlinien sind, die auf der Oberseite des Halses aber genau an den Bundpostitionen Wenn man also vorm Spiegel übt, ist das schon etwas seltsam, das die Punkte im Spiegel und die der Draufsicht auf den Hals nicht übereinstimmen. Aber daran gewöhnt man sich schnell.
Alles in allem bin ich für den Preis sehr zufrieden und freue mich, das gleich der erste Testballon auf der Suche nach einem neuen Spielzeug (für mich) ein Volltreffer war.
Ibanez liefert ab und bleibt mit dem Instrument auch in meiner kleinen bescheidenen nicht wirklichen Sammlung.