Ich spiele seit vielen Jahren Gitarre, für Aufnahmen habe ich spezielle Instrumente. Dieses kaufte ich, um bei Mittelalter-Veranstaltungen von der "modernen Gitarre" wegzukommen - es sollte ein Instrument im Lautenstil werden. Natürlich reden wir bei einer Wandervogellaute nicht von einem mittelalterlichen Instrument, es ging mir aber um die "ungewohnte Optik" um Zuhörer auf entsprechenden Veranstaltungen nicht aus dem Setting zu reißen. Daher gleich bestellt, hier mein Eindruck:
Versand/Lieferung:
Das ging - wie bei Thomann üblich - sehr schnell. Nach 2 Tagen wurde geliefert. Alles super.
Verpackung:
Das Instrument kommt in einem großen, stabilen Thomann-Karton. Darin ein weiterer Gitarrenkarton. Darin in Folie eingewickelt die Gigbag, darin in Folie eingewickelt das Instrument. Beim Versand wird also tunlichst darauf geachtet, dass das Instrument ohne Schäden ankommt.
Optik:
Die Fotos auf der Bestellseite stellen das Instrument realistisch dar. Farben weichen immer leicht ab, mal etwas heller, mal etwas dunkler. Aber wem das Instrument auf den Fotos gefällt, kann zugreifen.
Verarbeitung:
Hier gibt es einen Stern Abzug wegen zweier Punkte:
1.) Die Gitarre kam mit E-Gitarrensaiten, damit klingt das Instrument nicht und die fehlende Bundreinheit an Bund 12 machte mir Sorgen. Ich musste zuerst normale Westerngitarrensaiten aufziehen. Damit sind sauberer Klang und Bundreinheit gegeben. Die Auslieferung mit passenden Saiten würde ich in dieser Preisklasse jedoch schon erwarten. Hierauf sollte Thomann achten.
2. Die Saiten werden von hinten durch den Steg geschoben. Das klappt gut, bis auf die tiefe E-Saite. Die Bohrung ist nicht weit genug, um sie bis zum Ring am Saitenende durchzuschieben. Ich habe nun die Wahl, ob die tiefe E-Saite (0.11er Satz) künftig nicht bis zum Anschlag eingeschoben werden kann und am Steg ein paar Millimeter über die anderen Saiten hinausragt oder ob ich das Risiko eingehe, die Bohrung selbst zu erweitern. Bei den Bohrungen sollte Thomann also nochmal etwas justieren.
Das waren die Kritikpunkte. Ansonsten sind mir keine Mängel aufgefallen. Das Instrument ist alles in allem sehr sauber verarbeitet. Es gibt keine Risse, Lücken oder ähnliches. Das Aufziehen vernünftiger Saiten hat der Steg bisher gut verkraftet.
Die Kritik aus vorherigen Rezensionen der unschön verarbeiteten "Schnitzerei" am Kopfende kann ich in meinem Fall nicht bestätigen, die ist gut gelungen.
Spielbarkeit:
Das Griffbrett ist breiter als bei einer Westerngitarre, der Saitenabstand daher relativ groß. Das kann einem nun gefallen oder nicht. Da ich klassische Gitarre gelernt habe, mag ich das sehr gerne: Das Zupfen erinnert an eine Konzertgitarre mit Stahlsaiten, ich fühle mich damit wohl. Klassische Technik kann ich damit deutlich besser spielen, als auf einer üblichen Westerngitarre.
Natürlich leidet die Spielbarkeit etwas unter der Form des Korpus. Im Sitzen rutscht er - bei gewohnter Position - ab, am Gurt dreht sich das Instrument beim Spielen, sodass das Griffbrett plötzlich parallel zur Zimmerdecke nach oben zeigt.
Im Sitzen: Instrument aufs rechte Bein und eng am Körper anlegen klappt nach kurzer Zeit recht gut.
Im Stehen: Je kürzer der Gurt, desto besser fixiert der rechte Arm das Instrument. Spielt man es also eher vor der Brust als vor dem Bauch, bekommt man das Verdrehen recht gut in den Griff.
Klang:
Der Klang gefällt mit sehr gut, Tiefen und Höhen kommen gut heraus.
Erstaunt war ich, welches Volumen ich beim Zupfen erreichen kann. Daher klare 5 Punkte an dieser Stelle.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden. Wer einen gut klingenden Hingucker haben möchte, kann getrost zugreifen.